02/2025 INTERGREEN Newsletter
Frühjahrstrockenheit auch auf Rasenflächen bemerkbar
Selten war im Frühjahr bereits ein derartiges Niederschlagsdefizit zu beobachten, dass auch auf Rasenflächen schon im April Trockenheit einsetzte. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, da zahlreiche Beregnungsanlagen noch nicht aus dem Winter reaktiviert worden waren.
Für viele Verantwortliche der Rasenflächen stellte sich die Frage: „Was bedeutet die Frühjahrstrockenheit für die Entwicklung von Rasengräsern?“
Eine Reihe wichtiger Auswirkungen dieser Frühjahrstrockenheit auf die Entwicklung von Rasenflächen sollen hier aufgezeigt werden:
- Wachstumsverzögerung. Im Frühjahr startet das Gras normalerweise in die Wachstumsphase. Fehlt jedoch Wasser, kann das Wachstum stark gebremst werden. Der Rasen bleibt dünn und lückig.
- Keimung neuer Samen leidet. Wenn im Frühjahr neuer Rasen ansät wurde, brauchen die Samen viel Feuchtigkeit. Trockenheit verhindert eine gleichmäßige Keimung – viele Keimlinge vertrocknen, bevor sie sich richtig etablieren können.
- Wurzelentwicklung wird gestört. Gerade junge Gräser bilden in dieser Zeit ihr Wurzelsystem aus. Trockenheit führt zu flachen, schwachen Wurzeln, was die Rasenfläche anfälliger für spätere Belastungen macht (z. B. Hitze oder Betreten).
- Verdrängung durch Unkraut und Moos. Schwache Rasengräser haben es schwer, sich im Bestand durchzusetzen. Stattdessen profitieren trockenheitsresistente, tiefwurzelnde Unkräuter oder Moose und breiten sich aus.
- Pflegeaufwand steigt. Bei Trockenheit muss häufiger bewässert werden, damit sich ein dichter, gesunder Rasen entwickeln kann. Ohne Zusatzbewässerung kann der Rasen kaum eine homogene, strapazierfähige Rasennarbe ausbilden.
Zusammengefasst bedeutet das, mit der Frühjahrstrockenheit wird die Rasenentwicklung deutlich geschwächt, durch weniger Wachstum, mehr Lücken und eine schlechtere Qualität.
Was sind die Kriterien für eine fachgerechte Bewässerung beim Sportrasen?
Als Ziel der Sportplatzbewässerung gilt es als extrem wichtig, dass der Rasen belastbar, dicht und regenerationsfähig bleibt. Dabei werden die Bewässerungsmaßnahmen nach bestimmten Kriterien durchgeführt, die hier genannt werden:
- Bodenfeuchte
- Der Wassergehalt im Wurzelbereich wird regelmäßig gemessen (z. B. mit Sonden oder einfach durch Spatenproben).
- Der Boden soll nie völlig austrocknen, aber auch nicht vernässen.
- Optimal ist eine Feuchte von etwa 60–80 % der nutzbaren Feldkapazität. - Witterung und Temperatur
- Je wärmer, sonniger und windiger, desto höher der Wasserbedarf.
- Besonders bei Hitzewellen wird häufiger und intensiver bewässert. - Rasenart und Nutzung
- Sportrasen wird durch Stollenschuhe stark beansprucht, daher braucht er einen besonders ausgewogenen Feuchtigkeitshaushalt.
- Auch die verwendeten Gräserarten (z. B. Lolium perenne, Poa pratensis, Poa annua) haben unterschiedliche Wasseransprüche. - Bodenart
- Sandige Böden speichern weniger Wasser → häufigere, aber kleinere Gaben.
- Lehmige und humose Böden speichern mehr Wasser → seltener, aber größere Mengen. - Bewässerungszeitpunkt
- Am besten früh morgens oder spät abends, wenn wenig Verdunstung stattfindet.
- Mittags beregnen ist ungünstig (hohe Verluste durch Verdunstung). - Gabe und Durchfeuchtungstiefe
- Es wird durchdringend bewässert (ca. 15–20 cm tief), damit das Wasser den gesamten Wurzelhorizont erreicht.
- Faustregel: Etwa 10–20 l Wasser pro Quadratmeter je Bewässerungsgang. - Vermeidung von Stressphasen
- Der Rasen darf nicht in den Welke-Stress kommen (Anzeichen: Verfärbungen, trittbedingte Spuren bleiben sichtbar).
- Bereits vor dem Welkepunkt sollte nachbewässert werden. - Technik und Steuerung
- Bei großen Flächen werden oft automatische Beregnungsanlagen mit Steuerung nach Bodenfeuchte, Wetterdaten oder Zeitprogrammen eingesetzt.
- Mobile Standregner müssen regelmäßig umgesetzt werden.
Welche Messgeräte eignen sich zur Bestimmung der Bodenfeuchte im Rasen?
Es gibt inzwischen eine Reihe von Bodenfeuchtemessgeräten, die speziell für die Anwendung auf Sportplätzen geeignet sind:
- Manuelle Bodenfeuchtemesser:
Einfache Sonden, die den Wassergehalt messen (z. B. TDR-Sonden, kapazitive Sensoren). - Profigeräte (TDR-/FDR-Sonden):
Sie messen präzise die volumetrische Bodenfeuchte (z. B. in % Wassergehalt) und die Eindringtiefe lässt sich steuern (5–20 cm ist üblich für Sportrasen). - Automatische Messsysteme:
Eingebaute Sensoren in der Rasenfläche mit Funkübertragung (z. B. drahtlose Sensoren von Soil Scout werden einfach rechtwinklich in das mit dem Locheisen ausgestanzte Bodenprofil eingesteckt (SOIL SCOUT, 2023). - Indirekte Messungen:
Messungen zur Erfassung der Gräservitalität führen ebenfalls zur Einschätzung des Bewässerungsbedarfs von Rasengräsern. Zur Ermittlung von Trockenstress bei Rasengräsern werden Nahinfrarotbilder (NIR) der Gräserarten ausgewertet (MÜLLER-BECK, 2023).
Quellenhinweise:
- MÜLLER-BECK, K.G. 2023: Messung und Bewertung der Bodenfeuchte wird zum Schlüssel für nachhaltige Rasenbewässerung. DRG-Rasen-Thema Sept. 2023.
www.rasengesellschaft.de/rasenthema-detailansicht/september-2023-2.html - SOILSCOUT, 2023: Sports Turf & Golf.
https://cdn.shopify.com/s/files/1/1290/7859/files/Soil_Scout_Sports_Turf_Brochure_22_23_3.pdf?v=1689115507
Autor
Dr. Klaus Müller-Beck,
E-Mail: klaus.mueller-beck@t-online.de