03/2022 INTERGREEN Newsletter
Warum sind die Wurzeln der Gräser so wichtig?
Wurzeln agieren im Verborgenen
Beim Rasen wird in der Regel die Narbendichte als wichtigstes Qualitätskriterium herangezogen. Der Rasenbelag soll dicht und strapazierfähig sein und darüber hinaus bei entsprechender Nutzungsintensität auch noch regenerationsfreudig die Lücken schließen. Gerade für die Vitalität und die Regenerationskraft der Gräser spielt das Organ Wurzel eine wichtige Rolle.
Wurzel-Funktionen
Nach ERSEK (2015) wird der Gesundheitszustand des Rasens zu einem erheblichen Anteil vom aktiven Wurzelsystem beeinflusst. Beim Standortfaktor Boden passen sich die Wurzeln in ihrer Entwicklung den gegebenen Voraussetzungen an. Sie reagieren beispielsweise auf den pH-Wert, die Nährstoff-Konzentration oder die Feuchtigkeit, sowohl bei Trockenheit als auch bei Staunässe.
Aus morphologischer Sicht zählen folgende Funktionen zur Leistung der Wurzeln:
Verankerung der Gräser im Boden
Durch die Verzweigung und den Wurzeltiefgang gelingt es den Gräsern auch in einem sandreichen Substrat für ausreichende Festigkeit zu sorgen. Beim Sportrasen spricht man sogar von Scherfestigkeit bei der Beanspruchung der Rasenarbe mit Stollenschuhen.
Generell sorgt das Wurzelsystem für einen erheblichen Erosionsschutz des Bodens.
Aufnahme von Wasser und Mineralstoffen
Das pflanzenverfügbare Bodenwasser wird im eigentlichen Wurzelhorizont, der sich bei Strapazierrasen meist auf acht bis zehn Zentimeter beschränkt, aufgenommen. In diesem Bereich werden auch die im Wasser gelösten Nährionen der Mineralstoffe von den Wurzeln aufgenommen. Bei der Erschließung einer tieferen Bodenschicht reichen etwa 5 % der Wurzelmasse aus, um die Wasserversorgung der Rasenfläche sicherzustellen. Da die Wurzeln beim Einwachsen in den Boden nur eine bestimmte Bodendichte überwinden können, liegt es nahe, für eine entsprechende Lockerung zu sorgen. Bei einer Lagerungsdicht von 1,9 g/cm³, kann der Boden nicht mehr durchwurzelt werden.
Stresstoleranz bei biotischen und abiotischen Einflüssen
Gerade in den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Rasenflächen mit einem gut ausgebildeten Wurzelsystem deutlich besser die Trockenperioden des Sommers überstanden haben. Hier sind Rasenmischungen mit tiefwurzelnden Gräserarten deutlich im Vorteil. Auch nach Rasenschäden durch Rasenkrankheiten oder durch Schädlinge, erleichtert ein gut ausgebildetes Wurzelsystem die erforderliche Regeneration des Rasens. Hierbei werden die als Reservestoffe in den Wurzeln eingelagerten
Wurzeln als Züchtungskriterium
In jüngster Zeit rückt die Bedeutung der Gräserwurzeln bei der Entwicklung neuer Gräsersorten auch bei den Züchtern in den Fokus. Die klassischen Züchtungsprogramme haben sich hauptsächlich auf sichtbare und leicht quantifizierbare Merkmale wie Ertrag, Sprossbiomasse oder Resistenz gegen Schaderreger konzentriert (BORRINK, 2021). Im Gegensatz dazu sind unterirdische Pflanzenmerkmale schwer zu erfassen, da es hier an geeigneten Methoden fehlt. Die Zunahme von Trockenperioden, die verstärkt durch den Klimawandel auftreten, rückt insbesondere die Durchwurzelungstiefe von Rasengräsern in den Fokus der Gräserzüchter. Gerade die vertikale Ausprägung des Wurzelsystems definiert das zur Verfügung stehende Bodenwasser, wie oben beschrieben.
Neben den genetischen Eigenschaften der Gräser bezüglich der Wurzelausprägung, sorgen kritische Bodenbedingungen oft für ein reduziertes Wurzelwachstum. Hier ist dann Bodenlockerung und Wurzelstimulierung durch geeignete Biostimulanzien im Pflegemanagement gefordert.
Modell zur Wurzeltiefenmessung von Rasengräsern
Nach BORRINK (2021) hat eine Literaturauswertung gezeigt, dass sich als Versuchsgefäße vor allem kostengünstige Röhren aus PVC oder Ton anbieten.
Für ein Versuchsmodell wurden PVC-Zylinder mit einem Innendurchmesser von 110 mm und einer Länge von 100 cm für die Prüfung von Kaltzonen-Gräser genutzt (Abbildung 3). Die Zylinder wurden der Länge nach aufgeschnitten und mit einer PE-Schlauchfolie ausgestattet, sodass beim Öffnen des Systems die Bodensäule in den Röhren nicht zerbricht (BORRINK, 2021). Auf diese Weise können verschiedene Beobachtungstermine an den Wurzelproben vorgenommen werden. Das System eignet sich demnach für Serienuntersuchungen, um mögliche genetische Unterschiede bei der Wurzelausprägung bestimmter Gräserarten und Gräsersorten zu dokumentieren.
Quellenhinweise
- BORRINK, L., 2021: Untersuchung der Durchwurzelungstiefe von Rasengräsern. Z. Rasen-Turf-Gazon, 3-2021.
- ERSEK, K., 2015: Why are Roots important to Turf Health?
www.holganix.com/blog/why-are-roots-important-to-turf-health - MÜLLER-BECK, K.G., 2021: Bodenparameter. Handout GK-Fortbildung B-Kurs, DEULA Rheinland.
Autor
Dr. Klaus Müller-Beck
Ehrenmitglied DRG
48291 Telgte
E-Mail: klaus.mueller-beck@t-online.de