02/2020 INTERGREEN Newsletter
Frühzeitige Nachsaat von Sportrasen
Nachsaat zur Narbenverbesserung
Beim Sportrasen gilt die Rasendecke als Verschleißschicht und deshalb spielt die Art der Rasenzusammensetzung eine wichtige Rolle bei der Qualitätsbewertung der Spielfläche. Neben dem Farbaspekt für vitale Gräser steht die Narbendichte und in hohem Maße die Scherfestigkeit der Rasennarbe im Fokus der Qualitätskriterien.
Die Narbendichte einer Grasnarbe wird durch die projektive Bodendeckung, dem Deckungsgrad in % der Fläche mit vitalen Rasengräsern definiert. Als Zielgröße der projektiven Bodendeckung gilt ein Wert von > 90 %.
Eine Verbesserung des Pflanzenbestandes oder die Förderung der Narbendichte bei Lückigkeit, erreicht man in der Regel durch gezielte Nachsaaten mit einer Regenerationsmischung FLL-Typ RSM 3.2, mit leistungsfähigen Sorten aus dem Angebot der strapazierfähigen Grasart Lolium perenne (Deutsches Weidelgras). Sofern die Rasennarbe komplett zerstört ist und kaum ein Restbestand an Gräsern vorhanden ist, z.B. im Strafraum oder in der Mittelachse des Spielfeldes, bietet sich auch die Sportrasenmischung FLL-Typ RSM 3.1 mit den Arten Poa pratensis und Lolium perenne an.
Die Nachsaat mit 25 g/m² der Regenerationsmischung RSM 3.2 beseitigt durch rasches Auflaufen vorhandene Kahlstellen und führt zur positiven Veränderung der Artenzusammensetzung im Bestand. Der Anteil von Lolium perenne sorgt darüber hinaus für eine Erhöhung der Scherfestigkeit in der Rasennarbe.
Saattechnik bestimmt maßgeblich das Ergebnis
Wichtig für den Erfolg einer Nachsaat ist die fachgerechte Ausbringung mit geeigneten Geräten zur Schlitz- oder Spikesaat bzw. Perforationssaat, damit der Bodenkontakt während der Keimphase gewährleistet ist.
Gerade bei den Nachsaaten im zeitigen Frühjahr spielen die Bodentemperaturen eine entscheidende Rolle beim Auflauf-Ergebnis. Hier können Saatgutbehandlungen zur Keimstimulierung besonders vorteilhaft sein.
Bei den Weidelgräsern sollten möglichst leistungsstarke, neue Sorten des Deutschen Weidelgrases (Lolium perenne) genutzt werden.
Es reicht nicht aus, das Saatgut mit dem Streuwagen oder von Hand auf die offenen Flächen zu streuen. In der Praxis haben sich spezielle Nachsaatgeräte mit unterschiedlicher Technik und vielfältigen Arbeitsbreiten bewährt.
Im Gegensatz zur Breitsaat bei der Neuanlage kommen bei der Nachsaat als Technik das Punktverfahren oder das Schlitzverfahren zum Einsatz. Bei der Punktablage werden je nach Ausstattung der Geräte (Perforator oder Spikeseeder) 400 bis 1500 Loch/m² in den Boden gestanzt und das verteilte Saatgut wird mit nachgeführten Bürsten oder Striegelrechen in die Löcher eingeschleppt.
Das Schlitzverfahren nutzt einreihige oder doppelreihige Scheibenseche zur Öffnung des Bodens, sodass die Saatgutablage gezielt in die Schlitze erfolgt. Andruckrollen sorgen für den guten Bodenkontakt. Je nach Schlitzabstand (25 bis 50 mm) kann in einfacher Fahrt oder mit einer diagonalen zweiten Überfahrt zur Beschleunigung der Narbenbildung gearbeitet werden.
Für die Keimentwicklung ist der Bodenschluss besonders wichtig, sodass eine gleichmäßige Feuchtigkeit gewährleistet ist, die durch entsprechende Beregnungsintervalle gesteuert wird.
Zur Unterstützung eines angestrebten, leistungsfähigen Pflanzenbestandes und zur Verdrängung der unerwünschten Art Poa annua, empfiehlt sich für den Sportrasen eine jährliche Routine für die Nachsaat mit geeigneten Arten und Sorten.
Intensiv genutzte Sportrasenflächen sollten mindestens einmal bis mehrfach pro Jahr zur Erhaltung eines angemessenen Gräserbestandes nachgesät werden, dies gilt insbesondere für die stark strapazierten Zonen der Mittelachse.
Autor
© Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied DRG