44. Report-Ausgabe
Striegeln statt Walzen
Der Winter geht so langsam zu Ende und es geht wieder raus ins Freie auf die Fußballplätze. Infolge von Frost-Tau-Wechsel hat sich jedoch der Rasen an manchen Stellen gehoben, an manchen Stellen gesenkt. Es sind Unebenheiten entstanden, die den Ball verspringen lassen.
Je nach Umfang der Unebenheiten stellen sie sogar eine Verletzungsgefahr für die Spieler dar. Spätestens wenn das erste Vorbereitungsspiel nicht so gelaufen ist wie erhofft, wird der Platzwart gebeten schnell etwas dagegen zu tun.
Der vermeintliche Laie denkt hier schnell im Eifer des Gefechts an die einfachste Maßnahme: Walzen! Der Boden ist zu dieser Jahreszeit noch weich, die Unebenheiten lassen sich hier ganz schnell „platt“ machen.
Kurzfristiger Erfolg durch Walzen
Das Trügerische bei der ganzen ursprünglich vom Straßenbau abgeschauten Maßnahme ist die Tatsache, dass sich ein optischer bzw. spürbarer „Erfolg“ schnell erzielen lässt: Die Unebenheiten sind sichtbar „platt“ gewalzt. Da der „Erfolg“, das Beseitigen der Unebenheiten, schnell erzielt ist, wird das Walzen als Allheilmittel bei Unebenheiten angesehen und bei Bedarf evtl. mehrmals im Monat durchgeführt. Und schon befindet man sich in einem Teufelskreis:
Beim Walzen werden die Unebenheiten durch das Gewicht der Walzenrolle seitlich weggedrückt und dadurch eben gemacht. Als Folge wird der Boden verdichtet und folglich wasserundurchlässig. Die Feuchtigkeit bleibt oberflächennah im Rasen und lässt den oberen Bodenhorizont des Rasens weich bleiben. Mit der Zeit verkürzen sich die Rasenwurzeln aufgrund der oberflächennahen Verfügbarkeit von Feuchtigkeit. Die Folge: Die Scherfestigkeit der Grasnarbe nimmt ab und der Platz wird instabil.
Ebenso können infolge der Bodenverdichtung durch das Walzen die Rasenpflanzen mit ihren Seitenwurzeln nicht mehr in den Boden gelangen und sich seitlich ausbreiten. Die Pflanze zieht sich auf ihren eigentlichen Standort zurück und bildet dadurch kleine Horste oder „Kugeln“. Folglich entstehen Kahlstellen in der Grasnarbe, die durch den Spielbetrieb weiter ausgespielt werden.
Das Endprodukt: Neue, gravierendere Unebenheiten sind entstanden, die man nicht einfach durch Walzen weg bekommt.
Wenn man hier nun unbeirrt weiter versucht durch Walzen die Unebenheiten auszugleichen, beginnt das Spiel von vorne und verschlimmert den Zustand des Platzes immer mehr.
Alternative zur Vermeidung des Teufelskreises? Striegeln!
Ein Sportplatz-Striegel ist ein Anbau- bzw. Anhängegerät für ihren Rasentraktor. In mehreren hintereinander und zueinander versetzten Reihen sind an einem Stahlrahmen Federzinken angeordnet, die durch das Herziehen hinter dem Zuggerät in Schwingungen geraten. Der ganze Striegel sieht daher aus wie ein überdimensionaler Kamm oder eine Bürste. Das Gerät hat auch ähnliche Funktionen wie ein Kamm.
Mit den in Schwingung gebrachten Federzinken wird der als Rasenfilz bezeichnete Bestand an abgestorbenen Gras und Schnittgut aus der Grasnarbe an die Oberfläche gearbeitet und kann somit aufgenom-striegeln statt walzen 004 rasenstriegel abgestorbenes grasmen werden. Zeitgleich werden auch die obersten Zentimeter des Bodens leicht gelockert.
Dadurch werden kleinere Verdichtungen aufgelöst und die Rasenfilzschicht abgebaut, was wiederum der Bildung einer zusätzlichen Schmierschicht im obersten Bodenhorizont infolge von Anreicherung des Bodens mit Feinstteilen wie zersetztem Gras vorbeugt. Der Boden hat wieder Luft zum Atmen und die Seitenwurzeln der Rasenpflanze können sich wieder im etwas aufgelockerten Boden ausbreiten und Kahlstellen wieder zuwachsen.
Hierbei muss jedoch angemerkt werden, dass der Rasenstriegel zur Beseitigung von tiefer reichenden und intensiveren Verdichtungen des Bodens nicht geeignet ist, hierfür sind größere Maßnahmen wie eine Tiefenlockerung von Nöten.
Die wichtigste Funktion des Rasenstriegels neben dem Herausarbeiten von Rasenfilz wurde bisher noch gar nicht genannt. Der Rasenstriegel dient ideal zum Egalisieren von Unebenheiten.
Die Federzinken ziehen das Bodenmaterial an Stellen wo Überhöhungen vorhanden sind ab und ziehen das Bodenmaterial in die nächste angrenzende Vertiefung. Somit werden die Unebenheiten egalisiert. Je trockener der Boden und je schneller man über den Platz fährt umso größer sind die Unebenheiten die ausgeglichen werden können. Fährt man bei einem Pflegedurchgang mit dem Striegel kreuzweise über den Platz, lassen sich alle Unebenheiten erfassen.
Je öfter man den Platz striegelt umso ebener wird er mit der Zeit. Grundsätzlich kann ein Platz so oft gestriegelt werden wie man möchte. Bei den ersten Durchgängen wird die Grasnarbe bedingt durch das Herausarbeiten der im Winter abgestorbenen Grashalme zwar ziemlich ramponiert aussehen, jedoch wird der Rasen bei einer Durchführung am Anfang der Vegetationsperiode, also im Frühjahr, in Verbindung mit einer Frühjahrsdüngung dann mit Macht austreiben und relativ schnell die ramponiert aussehenden Stellen wieder zuwachsen.
Alle Nebeneffekte zusammen mit der Hauptfunktion eines Rasenstriegels betrachtet, kann man dieses Pflegegerät als Wundermittel für die Sportplatzpflege bezeichnen.