43. Report-Ausgabe
Rasen-Regeneration durch Nachsaat
Gräserarten und Sorten bestimmen Rasenqualität
Als Grundlage einer dauerhaften Rasenfläche stehen naturgemäß die Gräserarten und die Leistungen der Gräsersorten im Mittelpunkt der Bewertung von Rasenmischungen. Als wichtiges Hilfsmittel zur Beurteilung der Sorten, gilt die „Beschreibende Sortenliste Rasengräser“.
Neben den Gesamteignungsnoten, die auch in der FLL-Broschüre „Regel-Saatgut-Mischungen RSM“ genutzt werden, enthält die Sortenliste eine Vielzahl an geprüften Merkmalen, wie beispielsweise Narbendichte, Unkrautfreiheit, Vegetationsaspekt oder Krankheitsanfälligkeit, die somit Auskunft über die Qualität einer Rasensorte liefern.
Die Einstufung der Sorteneigenschaften erfolgt anhand einer Skala von 1 (sehr geringe Eignung/ unerwünschte Merkmalsausprägung) bis 9 (sehr gute Eignung/ gewünschte, beste Merkmalsausprägung). Mit diesen Noten lassen sich die angebotenen Regenerations-Mischungen (RSM 3.2) oder Mischungen für die Neuansaat eines Sportrasens (RSM 3.1) gut vergleichen. Spitzensorten haben ihren Preis, aber auch hier gilt: „Qualität zahlt sich aus!“
Die Verwendung von qualitativ hochwertigen Rasensorten und aufeinander abgestimmte Mischungen sind der wichtigste Grundstein bei der Neuanlage und Regeneration von Sportrasenflächen.
Nachsaat zur Narbenverbesserung
Eine Verbesserung des Pflanzenbestandes oder die Förderung der Narbendichte bei Lückigkeit, erreicht man in der Regel durch gezielte Nachsaaten mit leistungsfähigen Sorten aus dem Angebot der strapazierfähigen Grasart Lolium perenne (Deutsches Weidelgras).
Sofern die Rasennarbe komplett zerstört ist und kaum ein Restbestand an Gräsern vorhanden ist, z.B. im Strafraum oder in der Mittelachse des Spielfeldes, bietet sich auch die Sportrasenmischung RSM 3.1 mit den Arten Poa pratensis und Lolium perenne an.
Trends bei der Sortenentwicklung
Als jüngste Neuentwicklung bei Lolium perenne wurde bei der „demopark 2013“ im Rahmen der Sonderschau Rasen eine Ansaat mit Ausläuferbildendem Deutschen Weidelgras (Regenerating Perennial Ryegrass = „RPR“) im Vergleich zum Standard gezeigt. Diese neuen Gräsertypen des Deutschen Weidelgrases bilden oberirdische Ausläufer (Pseudostolone) aus, die dazu dienen, bei einer hohen Weidelgras-Dominanz im Bestand, die Lücken in der Rasennarbe besser zu schließen. Im Sportrasen liefern sie eine optimale Ergänzung zu den Rhizomen der Wiesenrispe (Poa pratensis).
Trends bei der Sortenentwicklung (Kopie)
Bei den Weidelgräsern wurden neben den neuen Sorten des Deutschen Weidelgrases (Lolium perenne) auch die neuen Gräsertypen des Einjährigen Weidelgrases (Lolium multiflorum var. westerwoldicum) in Eisenach gezeigt. Beim Deutschen Weidelgras waren darüber hinaus drei Sorten des tetraploiden Gräsertyps enthalten, die sich von Futtertypen ableiten und ähnliche Eigenschaften aufweisen, wie sie bei den Einjährigen Weidelgräsern zu beobachten sind. Diese zeichnen sich nämlich durch eine sehr rasche Keimung auch bei niedrigen Temperaturen (ab 4° C) aus.
Für die Nachsaaten während der Winterspielperiode nutzen die Stadion-Greenkeeper verstärkt die Regenerationsmischungen mit Lolium multiflorum (z.B. die SOS-Mischung), da durch die Bodenheizung im Stadionrasen die Mindesttemperaturen für die Keimung erreicht werden können.
Regenerationspflege
Die dritte Stufe der Pflegeintensität gilt als Regenerationspflege. In Abhängigkeit vom Platzzustand nachhaltige Maßnahmen wie Tiefenlockerung, Nachsaat und Wurzelaktivierung auf dem Sportplatz durchgeführt. Ein Ablaufplan und die Möglichkeit zur Kombination der verschiedenen Maßnahmen sind in der Übersichtstabelle zusammengestellt.
Eine Tiefenlockerung mit dem Verti-Drain bzw. Terra-Spike Gerät führt nachweislich zur Erhöhung der Durchlässigkeit und zur Optimierung der Durchwurzelung.
Die Stimulierung des Wurzelwachstums lässt sich durch geeignete Nährstoffe und die Einarbeitung von Bodenhilfsstoffen zusätzlich fördern. Wurzeln vernetzen und stabilisieren den Boden und schützen vor Unebenheit.
Ein dichtes, tiefgreifendes Wurzelwerk ist die Basis für die nachhaltige Strapazierfähigkeit von Sportrasen.
Maßnahme / Arbeitsschritte | Richtwerte / Hinweise | Mengen / 7.000 qm |
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Kurzschnitt | auf ca. 2 cm | |
Vertikutieren | Filz abkehren | |
Aerifizieren mit Hohlspoons | 400 Loch/qm Tiefe 6 bis 8 cm Erdpropfen aufnehmen bzw. einarbeiten bei RTS-Material |
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Tiefenlockerung (im Bedarfsfall) | Einsatz Verti Drain / Terra Spike Gerät 150 bis 250 Loch/qm |
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Düngen | Startdüngung NPK | 25 bis 40 g/qm | 175 bis 280 kg |
Nachsaat | RSM 3.2 | 20 bis 25 g/qm | 140 bis 175 kg |
Besanden | Sandkörnung 0 bis 2 mm | 5l/qm | 35 cbm (ca. 56 t) |
Abschleppen | Gliederschleppnetz, Rasenstriegel | |
Bewässern | Boden feucht halten 2 bis 5 mm permanent in Keimphase |
2 bis 5 l/qm 14 - 35 cbm |
Platzsperre | Bis zu 6 Wochen | |
Schnitthöhe | 3 bis 4 cm | Drittel-Regel beachten | |
Nachdüngung | N-betonter NPK-Dünger mit Langzeit- wirkung zur Bestockung u. Etablierung |
200 bis 300 kg |
Wichtig für den Erfolg der Nachsaat auf dem Sportplatz ist die Art der Saattechnik. Es reicht nicht aus, das Saatgut mit dem Streuwagen oder von Hand auf die offenen Flächen zu streuen.
In der Praxis haben sich spezielle Schlitznachsaatgeräte, Perforationsgeräte oder Spikeseeder bewährt. Vorteilhaft für die Keimentwicklung sind dabei der Bodenschluss und die damit verbundene, gleichmäßige Feuchtigkeit, die über entsprechende Beregnung vorgegeben wird.
Nachsaaten sollten zur jährlichen Routine in der Sportplatzpflege zählen, da nur auf diese Weise die stark strapazierten Teilbereiche des Platzes mit einem Gräserbestand erhalten werden können. Nachsaaten dienen auch der Bestandsveränderung zu Lasten der unerwünschten Art Poa annua.
Fazit
Die Nachsaat von Sportrasenflächen wird zu einem maßgeblichen Instrument bei der Erhaltung der Narbenqualität für ein regelgerechtes Fußballspiel. So spielt diese Maßnahme nicht nur auf den Rasenflächen der Stadien eine wesentliche Rolle sondern gerade bei der Vielzahl der Trainingsanlagen sind regelmäßige Nachsaat-Konzepte dringend erforderlich. Eine besondere Herausforderung für den Greenkeeper stellen zusätzliche Veranstaltungen wie Konzerte, Freiluftaktivitäten oder Turnier-Wochenenden auf dem Rasen dar. Überstrapazierung erfordert in der Regel eine Lockerungsmaßnahme in Verbindung mit einer Nachsaat zur Wiederherstellung der Platzqualität. INTERGREEN-Partner sind erfahrene Dienstleister für diese Aufgaben.